In einer Zeit, in der der Ess- und Kochkultur auf breiter Ebene durch die stetig wachsenden Fast-Food-Unkultur das und womöglich demnächst auch dem fortgesetzten sprachlichen Vereinfachungswahn der letzten Rechtschreibreform zum Opfer zu fallen und fortan klein geschrieben zu werden – oder aber in Zeiten cosmopolitischer und internationaler Gleichmacherei sich gar dem schriftsprachlich-amerikanischen Muster des bildlichen Verkürzens („x-ing“ für crossing) anschließen könnte, um als S-kultur in der Nähe der Rastplatzbude an der Ausfahrt Autobahn S-Kurve vorgefunden zu werden, sollte der genuss- und kulturfreudige Gourmet keinen Weg scheuen, um aufsteigendem S-kulturpessimismus entgegen zu wirken. Die gehobene Gastronomie bietet hier und dort immer wieder Inseln und Stätten besonderer Ess- und Genusskultur, die nicht nur aus dem Rahmen fallen, sondern auch einen ganz besonderen Rahmen bieten.
Vom Herz bis zu den 12 Aposteln …
Kreuz und quer durch das Land – und zunächst in die bayrische Metropole, führt der Weg ins Heart in München, das sowohl architektonisch, wie hinsichtlich der Innenausstattung ein ganz besonderer Ort ist. Im Herzen des innen sehr puristisch gestalteten Heart in München, dessen Räume einst die Alte Börse beherbergten und später von der Deutschen Bank genutzt wurden, befand sich der Tresorraum. Dieser birgt heute den Kern des Heart, die Bar. Grau in grau die Wände, Böden und Decken. Und auch Tische und Stühle fügen sich ein. Warme Speisen können an der Bar und im Restaurant eingenommen werden – Speisekarte und Zutaten sind international. Wer gerne speist, aber auch Wein, Weib und Gesang nicht verachtet, darf hier grenzenlos genießen. Und sein Herz verlieren, oder auch verschließen – wenn man an den Tresorraum denkt.
Wem das Heart zu aufregend erscheint, findet auch die 12 Apostel in München. Dort wartet man mit gehobener italienischer Küche auf – und dies in einer ganz anderen Atmosphäre. Stilvoll und nobel speist man hier unter reich bemalten Decken und handgeschnitzten Deckenbalken. Stühle nach historischen Vorbild, Kronleuchter, Kerzenlicht und dunkelrote Vorhänge aus schwerem Samt schaffen eine prunkvolle und gediegene Atmosphäre. Dass sich über zwei Stockwerke in einem modernen Neubau befindende Restaurant wartet unter anderem mit frischen Pizzaspezialitäten mit Namen der 12 Apostel auf und bietet noch weitere – räumliche – Besonderheiten: Überraschungen und Erwartungen erhöhen den Genuss. Die 12 Apostel in München freuen sich auf Ihren Besuch.
…von den Ästheten zum König …
Dass Architektur und Esskultur sich nicht nur gegenseitig dienen, oder im gemeinsamen – und doppelten – Genuss sozusagen „ineinander aufgehen“ ist nachvollziehbar. Dem Ästhetischen verpflichtet sind beide. Im Düsseldorfer Stadtteil Flingern überschreiten die Initiatoren des Restaurants „architektur-esskultur“ alle bekannten Grenzen: Denn hier soll die tatsächliche Verbindung von Architektur und Kochkunst sich gegenseitig durchdringen und wechselseitig inspirieren. Und während im Bereich des ungewöhnlich puristisch und doch eindrucksvoll gestalteten Bereich des Restaurants gekocht und gespeist wird, entstehen im Nebenbereich neue architektonische Ideen. Das hier Ästheten höchster Ordnung am Werk sind, ist überall mehr als sichtbar. Stringent reduziert und in jeder Hinsicht anspruchsvoll: Ein Ort für intellektuell gewürzten Genuss.
Wer schlicht nur feinste Speisen genießen möchte, sollte tatsächlich auf die Insel flüchten: Auf die Insel Sylt – und dort in Rantum, im „Dorint Söl´ring Hof“ Station machen. Hier wirkt der Sternekoch Johannes King und verwöhnt königlich – zwei Sterne zieren seine Krone. Eine offene Landhausküche ist sein schlichter Arbeitsbereich und auch das Interieur des Restaurants und Hauses ist dem schlichten und freundlichen Landhausstil verpflichtet: Zeit und Raum für den Genuss der Gourmetkreationen – und die sind zu empfehlen. Wer nicht nur speisen, sondern auch verweilen möchte, ist gerne gesehen. Verschiedene Zimmer und Suiten laden ein – den Preis empfiehlt es sich, vorher zu erfragen.
… von den Sehenden zu den Blinden:
Nicht zuletzt, aber abschließend, noch ein Ausflug in die Hauptstadt: Und wenn Sie sonst immer die Augen offen halten sollen, auch, weil das Auge „mitisst“, wird es nun zappenduster: „Augen zu und durch …“ passt hier jedoch nicht wirklich, denn im Dunkelrestaurant Nocti Vagus werden Sie feine Speisen genießen, ohne sie zu sehen. Dass da andere Sinne ins Spiel kommen, hat man schon gehört – erfahren sollten Sie es selbst. Denn gesehen haben Sie sicher mehr als genug: Allein, wenn Sie meinen Worten gefolgt sind. Und der anfänglich beschriebene S-Kulturpessimismus dürfte irgendwo aus dem Reisegepäck gefallen sein. Wahrscheinlich in der S- Kurve: Es gibt sie eben doch, die Esskultur.